08 Feb
08Feb

Ein tiefer Schnitt klafft auf ihrer Schläfe. Tiefrotes Blut fließt ihr über die Wangen. Ein Tropfen fällt ihr auf die schmutzigen Finger. Fest umklammert sie eine Schaufel.  Die Mittagssonne brennt auf ihrer Haut. Sie schaufelt die schwere Erde aus einem tiefen Loch. Kurz hält sie inne. Schließt die Augen. Atmet. Sofort stürmt ein schwarz gekleideter Mann auf sie zu. Beschimpft sie. Holt eine Peitsche hervor. Einige Minuten später ist ihr kindlicher Körper übersät von roten Wunden. Nach der Arbeit geht sie ihres Weges. 

Nachts. Es ist dunkel. Doch sie hat keine Zeit für Angst, denn sie begibt sich in ein Haus. Erwachsene Männer warten dort auf sie. Sie ist zu jung, doch sie hat keine andere Wahl. Die Männer höhnen, als sie den Raum betritt. Sie flüstern ihr Dinge ins Ohr, berühren sie an Stellen, an denen sie eigentlich nicht berührt werden will. Sie ist zu jung, doch sie hat keine andere Wahl. Eine halbe trockene Scheibe Brot ist der Lohn. 

Sie wird müde. Kann die Augen kaum offenhalten. Nach 17 Stunden Arbeit legt sie sich in Nähe einer Straße zum Schlafen. Die Geräusche der Nacht machen ihr Angst, doch viel mehr ist es ihr Hunger, der sie bedrückt. Ihr Magen knurrt. Ihr Mund ist trocken. Seit 72 Stunden hat sie nichts getrunken. Sie legt die Hände unter ihren Kopf und schließt die Augen. 

Ihr Name ist Malia und in dieser Nacht tut sie ihre letzten Atemzüge.

Anna Klancnik
2 IUM | Februar 2023

Bildquelle: https://pixabay.com/de/photos/m%c3%a4dchen-kind-armut-portr%c3%a4t-gesicht-7735591/

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