08 Mar
08Mar

Schon im Kindergarten war sie ein neugieriges Mädchen. Kreativ und voller Ideen. An ihrem ersten Schultag glitzerten ihre Augen nur so vor Neugierde und dem Drang, Großes zu tun. Nach dem Schulabschluss sollte ihr eine glanzvolle Zukunft bevorstehen. 

Sie studierte. War oft nächtelang wach, um für Prüfungen zu pauken. Jede ihrer Arbeiten absolvierte sie mit Bravour. Nach zahlreichen Auszeichnungen und einem erfolgreichen Abschluss ihres Studiums lernte sie ihn kennen. 

Aus Fremden wurden Freunde und aus Freunden wurden Liebende. Aus dieser Liebe heraus entstand ein Kind. Ihr passte das Kind eigentlich überhaupt nicht in den Plan, doch er wollte es unbedingt haben. 

Ihren Job musste sie aufgeben, nach der Schwangerschaft sollte sie auch nicht an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. Er arbeitete weiter. Nach der Geburt blieb sie  zuhause. 

Sie war die Frau, er der Mann. Der Haushalt, das Kind und die Angst, sich nie mehr wirklich wertvoll fühlen zu können, nagten an ihr. Sie liebte es, Mutter zu sein, doch sie liebte es auch, neugierig zu sein und ihrer Arbeit nachzugehen.

Nach langem Überlegen war es dann endlich so weit: ihr erster Arbeitstag nach Jahren. Anstatt sich mit ihr zu freuen, wurde sie mit grausamen Worten konfrontiert. Sie kümmere sich nicht um ihre Familie. Wie könne sie ihrem Kind so etwas antun? Jetzt, da sie arbeite, solle er tatsächlich den Haushalt schmeißen?

RABENMUTTER.

Anna Klancnik
2 IUM | März 2023

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